Selbstmarketing und Networking in der Unikarriere

 
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«Exzellenz und Arbeitseinsatz reichen aus, damit eine Unikarriere gelingt.»

Schön wär’s! So gern einige das hätten, so unrealistisch ist diese Vorstellung.

Schon allein die Tatsache, dass in einer stark hierarchischen Organisation, wie dies eine Universität ist, an der Spitze der Pyramide weniger Platz ist als unten, deutet darauf hin, dass im Kampf um die besten Stellen, die ordentlichen Professuren, noch etwas anderes von Bedeutung ist als die fachliche Kompetenz. Stehen am Schluss des Berufungsverfahrens noch fünf Kandidaten und Kandidatinnen (meist ist keine Frau darunter), können wir davon ausgehen, dass sie alle äusserst kompetent sind. Oder zumindest fast alle.

Was gibt denn nun den Ausschlag für den Erfolg einer Kandidatin oder eines Kandidaten? Folgende Punkte sind spielentscheidend:

Das Geschlecht: Das Stereotyp des männlichen Professors ist immer noch in den Köpfen verankert. Unbewusst nehmen wir die Person, die dem verinnerlichten Bild am besten entspricht, als geeigneter wahr, als die Exotin. Zudem wird der Professor nicht schwanger!

Mikropolitik: Wessen Profil passt in diesem Moment am besten auf die freie Stelle? Nicht zu nah am Spezialgebiet eines Konkurrenten dran? Muss es ein Schweizer sein? Oder gerade eben nicht? Lieber jünger oder älter? Oder sogar für einmal eine Frau? (In letzterem Fall wird sofort von «positiver Diskriminierung» gesprochen).

Das Netzwerk: Wer kennt die Kandidierenden bereits, wie sind sie (global) vernetzt? Welches Netzwerk bringen sie an die Universität mit? Dieses ist kein zu unterschätzendes «Geschenk» an den neuen Arbeitgeber.

Die Selbstdarstellung: Ohne Selbstmarketing geht nichts! Wie verkauft sich der Kandidat oder die Kandidatin während des Berufungsverfahrens? Frauen neigen zur Tiefstapelei, Männer manchmal zum Overselling. Beides kommt nicht gut an, aber im Zweifelsfall ist es immer noch geschickter sich etwas besser zu verkaufen als zu bescheiden aufzutreten («slightly overconfident» ist, was Studien belegen, am erfolgreichsten).

Statusanerkennung:  Im Verfahren ist es wichtig zu zeigen, dass man den Status der Mitglieder der Kommission erkennt und anerkennt. Durch kleine verbale und nonverbale Signale gibt man ihnen zu verstehen, dass man um ihre Bedeutung und Rang weiss. Unterlässt man dies, gilt man als weniger fähig oder gar arroganter als geschickte Mitbewerbende.

In einem aktuellen Artikel des «Spiegel» wird der Physiker Barabási zitiert, der mithilfe grosser statistischer Datenanalysen nachgewiesen hat, welche Faktoren in unterschiedlichsten Sparten (Kunst, Wissenschaft, Start-up-Unternehmer) erfolgreich machen. Seine Forschung ergab, dass «Vernetztheit» mit Abstand der wichtigste Erfolgsfaktor ist. Nicht erfolgreich hingegen ist, wer zu lange im Schatten einer wesentlich bekannteren Person steht oder sich schlecht verkauft! Interessante weitere Erkenntnisse seiner Untersuchung sind beispielsweise die Bedeutung der Platzierung in einem Bewerbungsverfahren (als einer der letzten Kandidierenden auftreten erhöht die Chance auf Erfolg markant!) oder der geringe Stellenwert des Rufs der Universität: Eliteuniversitäten bringen nicht mehr brillante Forscher und Forscherinnen hervor.

Patrick Imhasly zitiert im Januar 2020 in der NZZ am Sonntag eine Arbeit, in der er die Zusammenfassungen von mehr als sechs Millionen medizinischen und biologischen Studien unter die Lupe nimmt, die zwischen 2002 und 2017 veröffentlicht wurden: Männliche Forscher bezeichnen ihre Arbeit oft als «neuartig», «einzigartig», «beispiellos», «bemerkenswert» oder «hervorragend». Bei Frauen ist dies wesentlich seltener der Fall. Die angepriesenen Studien werden mit grösserer Regelmässigkeit in anderen Forschungsarbeiten zitiert …

Es würde sich also, insbesondere für Frauen, die eine akademische Karriere anstreben, lohnen, früh, in ein strategisches Netzwerk und in ein gutes Selbstmarketing zu investieren.!

Die Artikel:

DER SPIEGEL: «Einsteins Irrtum»  von Hilmar Schmundt. Nr. 29/11.7.2020

NZZ am Sonntag: «Liebe Frauen, geht es auch ein bisschen forscher?» von Patrick Imhasly. 19.1.202

Mehr lesen zum Thema Selbstvertrauen:

Kay, Katty und Shipman, Claire. 2014. The Confidence Code: The Science and Art of Self-Assurance – What Women Should Know. New York: Harper Business.

Verbessern Sie Ihre Fähigkeiten im Umgang mit Machtspielen auf dem Karriereweg und lernen Sie, strategisches Networking und Selbstmarketing zu nutzen!

Zum Beispiel in einem On- oder Offline Workshop «Fertig mit nett!» oder «Nicht mit mir!» oder in einem kurzen und knackigen Webinar. Oder in einem persönlichen coaching oder training!